Fragen Sie Richard Sonnenschein
Wichtige Vorbemerkung:
Da
der Autor seit der Drucklegung des Werkes zu schriftlichen
Stellungnahmen kaum mehr zu bewegen ist und sich insbesondere
allen Fragen zu Inhalt und Deutung
seines umfangreichen und
eigenwilligen literarischen
Nachlasses verweigert (unter dem wohlfeilen Vorwand, »dem Text nicht im
Weg stehen
zu wollen«), habe ich mich als
Mitwirkender der ersten Stunde bereit erklärt, in
einer
eigenen
Kolumne berechtigte Anliegen interessierter Leser nach bestem
Wissen zu beantworten. Ich
darf voraussetzen, dass die Benutzer
dieser Internetseite aus dem Anmerkungsapparat der Edition
über
meine Verantwortung für den Text
ebenso wie
über deren
Grenzen informiert sind, und verweise für meine
Einstellung zu
dem
gesamten Projekt insbesondere auf die Fußnoten S. 12, 79, 90
und
103 f.
Frage von Chris aus Recklinghausen: Wer ist der auf Seite
94
erwähnte Dante?
Der Gladbacher Verteidiger kanns ja wohl nicht sein.
RS: Nein, es handelt sich um einen verstorbenen
italienischen Dichter,
der zufällig denselben Namen trug.
Frage
des Bayerischen Rundfunks: Manche Buchtitel sind
ziemlich
erwartbar. Wenn etwa nach den Feuchtgebieten von Charlotte
Roche nun die Schoßgebete kommen, soll
damit offensichtlich an den Erfolg angeknüpft werden. Aber
warum nennt jemand sein Buch Erschieß
die Apfelsine?
RS: Keine Ahnung.
Oder Glibber
bis Gräzist? [Recte: GLIBBER
bis GRÄZIST] Vielleicht,
weil er dann im Wettbewerb
um den kuriosesten Buchtitel mitmachen
darf? (Magazin »Orange« vom 20.08.2011)
RS: Ich gestehe, dass ich zu gegebener Zeit den
familienfreundlicheren
Titel
Drei ungleiche
Freunde
– eine menschliche Komödie
vorschlug. Aber wer je versucht hat, Frieseke zu einem Kompromiss zu
überreden, der weiß, wie wenig er sich um
Auszeichnungen und Wettbewerbe bekümmert. (Hat sich doch
selbst
Projektleiter R. D. de la Escosura allen Erwägungen und
gutgemeinten Ratschlägen zur Markttauglichkeit des
Werkes verschlossen.) Ich muss also annehmen, dass Frieseke
seinen
Titel – wie viele andere hermetische Details des Textes
–
mit einer »höchst wichtigen, psychologischen Absicht«
gewählt
hat. Immerhin ist im Text, wenn nicht von Glibber, so doch von
mancherlei ekelerregenden Dingen, und hie und da auch von der
griechischen Sprache die Rede. Übrigens hätte der Bayerische
Rundfunk durch Beherzigung des Satzes »Wenn er irgendetwas
Komisches sagt, dann ist es meistens nicht von ihm
« (Seite 507) einen gebildeteren Eindruck erwecken können.
Frage von wiseguy aus Berlin: Wird Ihr nächstes Buch BIERMÖRD bis DWATSCH heißen?
RS: Wühlen Sie nur in meiner Wunde.
Frage
von Hiltrud aus Oberammergau: Warum muss man das Andenken
des
großen Künstlers Florestan
Schuldheiß
durch die Veröffentlichung
solcher schamlosen Dinge verunglimpfen? Ist nicht sein
früher
Tod tragisch genug, vor allem für Gudula die junge
Witwe,
jetzt mit zwei minderjährigen Töchtern?
RS: Sie
sprechen mir aus der
Seele, Hiltrud. Von
mir selbst darf ich behaupten, dass ich in meiner Zeit als
verantwortlicher Herausgeber und Redaktionsmitglied nichts unversucht
ließ, den Text in dieser
Hinsicht pietätvoller und
diskreter zu gestalten.
Dixi
et animam salvavi – den Erfolg können
Sie meinen Anmerkungen im Buch entnehmen! Doch Sie und ich, und
unzählige weitere Musikfreunde, wir werden uns
unseren Schuldheiß von einem Schnepperling nicht
besudeln lassen!
Antwort
von Hiltrud: Gott segne Sie!
Frage
von Uschi aus Darmstadt: Welche Spielart der Sexualität symbolisiert Steußgast (S. 324ff.)? Die anderen konnte ich fast alle zuordnen.
RS:
Sie werden mich nicht zwingen, in die Niederungen dieser
unnötig langen Szene hinabzusteigen! Hier muss man
wahrscheinlich einmal dankbar sein für die Unverständlichkeit der
Schnepperlingschen Ausdrucksweise! Kennen Sie als Frau (?) wirklich
keine geeignetere Lektüre?
Frage
von Lector aus Paderborn: Steht Dirk in Teil II für die Sünde der Vana Gloria
(Ruhmsucht)?
RS:
Welcher Mensch stünde nicht dafür?
Very Frequently Asked Question: Sind Sie Schnepperling / Schuldheiß / der kondekorierte Kampfschwimmer?
RS: Diese Frage muss ich an den Autor weitergeben.
SF: Wie sagte der
überschätzte Mediävist? Ein Autor
identifiziere sich mit den Adverbien. Er hätte natürlich »Adverbialia« sagen sollen.
Frage
von Engi aus Everywhere-is-my-Dojo: Erfährt Friedhelm im Finale Satori?
RS: Diese Frage muss ich an den Autor weitergeben.
SF: Bringt man Ihnen in Everywhere
solche Fragen bei?
Very Frequently Asked Question: Ich habe einen Druckfehler gefunden. Interessiert Sie das?
RS: Sehr – aber vorab bezweifle ich es.
Könnte Ihr
Druckfehler a)
eine
archaische oder dialektale Form, b) eine kreative Alternative, c)
Darstellung der
Trunkenheit oder (wie sich Karl May ausdrückte, wenn
man ihm
Fehler vorwarf) d) »wichtige psychologische Absicht« sein? Wenn nicht,
schreiben Sie eine e-mail an den
Projektleiter und
nehmen Sie an der Verlosung von drei
Reifenatelier-Brummberger-Mousepads teil. (Der Rechtsweg ist
ausgeschlossen.)
Frage
von sandraweber88 aus Saarbrücken: Als Literaturstudentin
fühle ich mich von der intertextuellen
Dimension
des
Buches überfordert. Wann wird der versprochene Kommentarband
erscheinen?
RS: Diese Frage vermag ich leider nicht zu beantworten, da
ich den Verkehr mit dem zuständigen
WISSENSCHAFTLICHEN Mitarbeiter der Redaktion, Herrn DOKTOR von Linden,
noch vor der Drucklegung des Textes abgebrochen habe.
EvL:
Der wissenschaftliche Verlag, den wir im Auge haben, möchte damit noch
zuwarten, bis das Buch die Verkaufszahl von 100.000 überschritten hat.
Frage
von Sternau
aus Bamberg: Ich quäle mich gerade durch das erste
Kapitel,
weil
mir ein Bekannter gesagt hat, das Buch muss jeder Karl-May-Freund
lesen. Bis jetzt sehe ich da überhaupts keinen Zusammenhang.
Lohnt
es sich das ich weiterlese? Stimmt es das später noch Winnetou
vorkommt?
RS: In der Tat wurde, wenn man dem Protokoll Glauben
schenken
darf, neben den meisten anderen Phänomen zwischen
Himmel und
Erde in jener Nacht auch Karl May zum Diskussionsthema erhoben
bzw. erniedrigt. Sofern Sie Ihre Teillektüre bereits mit der
Persönlichkeit des Herrn DOKTOR Schnepperling bekannt gemacht
hat,
werden Sie einzuschätzen wissen, aus welcher
Perspektive man
den unerreichten Schöpfer Winnetous, Old Shatterhands
und Sam
Hawkens dabei ins Auge fassen wird... Mir hat die
Karl-May-Lektüre
meiner Jugend – und sie umfasste alle siebzig Bände,
zum
Teil mehrmals – dabei geholfen, auch diese posthume
Schmutzkampagne mit Gleichmut und Gottesfurcht zu betrachten. Herr
Oberlehrer Langer jedoch, der, wie ich gerne gestehe, ein noch
besserer Kenner der Materie ist, arbeitet derzeit an einer
Streitschrift,
mit welcher er den irreführenden Eindruck, den ein unbedarfter
Frieseke-Leser von Person und Werk des beliebten Volksschriftstellers
erhalten muss, aufs gründlichste zu widerlegen plant. Das Erscheinen
dieser Richtigstellung wird von vielen Filmfreunden mit Ungeduld
erwartet.
Frage
von August
aus Sachsen-Anhalt: Ich habe in meiner
Diplomarbeit zur
unvergleichenden Religionswissenschaft eine vierte Person der
Dreieinigkeit ermittelt und möchte den sauberen Herrn Siegfried
Frieseke zwecks seiner nicht ordnungsgemäß nachgewiesenen
Übernahme meines Forschungsergebnisses (Seite 583) auf Plagiat verklagen.
Wo hat er seinen Hauptwohnsitz?
RS: Natürlich in ⁂.